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Bedeutung von Trends in der Chartanalyse

Wie wir es in der Dow Theorie bereits erfahren haben, spielen Trends eine zentrale Rolle in der Chartanalyse. Die Märkte und Kurse einzelner Aktien bewegen sich im unterschiedlichen Timeframe (Zeitfenster) in bestimmten Richtungen, die als Trends zusammengefasst sind.

Prinzipiell ist es wichtig in die Richtung des Trends zu investieren. Den die Märkte tendieren dazu, im primären Trend zu verharren. Erst durch fundamentale Nachrichten und Ereignisse, die zu einer Neubewertung führen, kann der langfristigen Trend geändert werden. Trends sind demnach entscheidend dafür ob ein Markt ein Bullenmarkt ist oder sich doch eher in einem Bärenmarkt befindet.

Charts analysieren und Trends erkennen

Märkte haben 3 Richtungen, in die sie sich bewegen können: aufwärts, abwärts und seitwärts. Um den Kurs richtig einschätzen zu können ist es daher wichtig den richtigen Trend erkennen zu können.

Dabei sind Aufwärtstrends durch kontinuierlich höhere Gipfel und Täler gekennzeichnet, Abwärtstrends durch immer tiefere Gipfel und Täler. Seitwärtsbewegungen resultieren aus dem Gleichgewicht zwischen Käufern und Verkäufern. Diese Phase ist nicht so einfach zu analysieren, da die meisten Hilfsmittel trendfolgend sind. Das bedeutet, dass sie nur in einem Auf- oder Abwärtstrend verlässliche Signale liefern und in trendlosen Phasen (Seitwärtsbewegungen) zu Fehlsignalen neigen. Doch wie Sie in solchen Situationen handeln, lernen Sie später, wenn es um Chartformationen geht. 
 

Trendlinien: Die wichtigsten Bausteine für mehr Profit

Die Trendlinien sind ein weiterer Baustein, die man als Unterstützung und Widerstand verwenden kann. Dabei werden in einem Aufwärtstrend die Tiefpunkte miteinander verbunden und verlängert und bilden die Unterstützung für eventuelle temporäre Korrekturen. In einem Abwärtstrend bildet die verlängerte Verbindung der Gipfel einen Widerstand.
Chartanalyse Gold Trend Aufwärtstrend Abwärtstrend trendlinie
Abbildung: Gold, Tageschart, Aufwärts- und Abwärtstrendlinie

Um eine Trendlinie müssen mindestens 2 Punkte miteinander verbunden werden können. Die Gültigkeit dieser Trendlinie wird aber erst mit dem dritten Test bestätigt. Je öfter eine Trendlinie erfolgreich getestet wurde oder je länger sie besteht, desto bedeutender ist sie.

Solange die Trendlinie gültig ist und nicht verletzt wurde, dient sie dazu Kauf- und Verkaufsbereiche zu bestimmen. Wird die Trendlinie gebrochen, kann dies ein Trendwechsel nach sich ziehen oder eine seitwärts Konsolidierung einleiten. Auf jeden Fall ist der Bruch ein erstes Frühwarnsignal seine Positionen zu schließen. Jedoch kann eine Trendlinie auch Mal nur kurz verletzt werden. Um zu erkennen, wann eine Trendlinie signifikant durchbrochen wurde, kann man sich wieder der beiden oben genannten Daumenregeln bedienen.
 
Ist eine Trendlinie gebrochen worden, vertauscht sie ihre Rollen. Eine unterstützende Aufwärtstrendlinie wird zum Widerstand und eine Abwärtstrendlinie wird zum Support. Nach einem Bruch testet der Kurs normalerweise die Trendlinie auf ihren Rollentausch, was ein positives Zeichen für einen Trendwechsel ist.
Chartanalyse Trendumkehr Trendlinien Fächer Dax
Abbildung: Dax, Tageschart, Fächer 3 Trendlinien, Trendumkehr

Nach dem Bruch der ersten Trendlinie wird eine zweite Trendlinie wie auf dem Bild zu sehen gezogen. Wird diese ebenfalls gebrochen und bestätigt, zieht man die dritte und letzte Trendlinie. Der Bruch der dritten Trendlinie ist das eigentliche Signal für eine Trendwende.

Eine gesunde Trendlinie hat eine Steigung von 45°. Ist die Steigung höher, so ist die Steigerungsrate zu hoch und der Trend kann in dieser Form nicht lange durchgehalten werden. Ist die Steigung niedriger als 45°, so ist der Aufwärtstrend zu schwach. Gleiches gilt für den Abwärtstrend.
 
Manchmal beschleunigen sich Trends, wodurch man die bisherige Trendlinie um eine weitere, an den schnelleren Trend angepasste Trendlinie erweitert. Hierfür ist es aber vielleicht auch besser, gleitende Durchschnitte zu verwenden, die flexibler sind.
Es ist ebenfalls möglich, dass Kurse zwischen zwei parallelen Trendlinien pendeln und einen Kanal bilden. Die echte Trendlinie ist die Linie, wo der Kurs zurückkehrt und den vorherrschenden Trend bestätigt.
Chartanalyse Bayer AG Trendkanal
Abbildung: Bayer AG, Tageschart, Trendkanal

Wird ein Trend gebrochen und eine Korrektur setzt ein, gibt es bestimmte Level, bis wohin der Kurs normalerweise zurücksetzt. Welche Level das sind, dazu später mehr unterFibonacci-Retracements„.

Eine weitere Möglichkeit Trendlinien zu ziehen ist das Verbinden von Hoch- und Tiefpunkten, sogenannte interne Trendlinien. Das Zeichnen dieser Art von Trendlinien ist allerdings sehr subjektiv und daher nicht so zuverlässig, wie die normalen Trendlinien.

Unterstützung und Widerstand:

Das Verständnis von Unterstützungen und Widerständen in Charts ist essenziell für ein erfolgreiches Handeln an der Börse. Sie sind ein wesentlicher Bestandteil der Entscheidung, wo man einsteigt und wo man aussteigt.

Unterstützungen sind Zonen in einem Chart oder ein Preisbereich, wo das Kaufinteresse wieder sehr stark ist und die Käufer stärker als die Verkäufer sind. Der Preisverfall wird hier gestoppt und der Kurs beginnt sich zu erholen. 
Widerstände sind das Gegenteil und entstehen durch einen größeren Verkaufsdruck, dem weniger Käufer entgegenwirken, wodurch der Kurs nicht weiter steigen kann und fällt.

Die Gipfel und Täler eines Trends sind beispielsweise eine Möglichkeit Unterstützungen und Widerstände festzulegen. So bilden die Tiefpunkte in einem Aufwärtstrend die Unterstützungen und die Hochpunkte sind Widerstände. Die Widerstände werden im Verlauf des Trends gebrochen und bei diesem Bruch werden sie automatisch zu Unterstützungen. Der Trend testet dann normalerweise diese ehemaligen Widerstände nun als Unterstützung und bestätigt den Aufwärtstrend. Während diesen Tests befindet sich der Markt in einer kritischen Phase. Hält die Unterstützung nicht, kann eine Seitwärtsbewegung oder gar eine Trendumkehr bevorstehen.

 
Nicht nur Gipfel und Täler dienen als Unterstützungs- und Widerstandsmarken, sondern auch gleitende Durchschnitte, Trendlinien oder wichtige psychologische Zahlen (große runde Zahlen) wie 10, 50, 100, 1000, etc.
 
Für alle gilt die goldene Regel:
Wird ein Widerstand oder Unterstützung signifikant gebrochen, so vertauschen sie ihre Rollen.
Chartanalyse Unterstützung Widerstand Bitcoin
Abbildung: Bitcopin, Tageschart, Tausch Unterstützung/Widerstand

Nun gilt es noch zu bestimmen, wie stark eine jeweilige Unterstützung oder Widerstand ist. Dazu zeiht man folgende Daten heran: Zeitumfang des Aufenthalts, das Volumen und wie lange der Umsatz zurückliegt. Je länger ein Kurs in einer Zone handelt, je mehr Volumen involviert ist und je kürzer die Tradingzone zurückliegt, desto signifikanter ist diese Zone. Widerstand und Unterstützung tauschen nicht nur ihre Rollen, wenn sie gebrochen wurden, sondern übernehmen auch ihre „Stärke“ beim Rollentausch. So wird aus einem starken Widerstand, der signifikant durchbrochen wurde, eine starke Unterstützung.

Doch was bedeutet „signifikant durchbrochen“?

Um dies zu entscheiden, bedienen sich Analysten zweier Daumenregeln. Eine Methode ist, dass der Durchbruch mindestens 3 % größer sein muss, als das Level der Unterstützung oder des Widerstands (3 %-Regel). Bei schwächeren Widerständen/Unterstützungen muss der Durchbruch nicht unbedingt 3 % betragen, sondern kann auch geringer sein. Die andere Regel besagt, dass der Durchbruch bestätigt ist, sobald 2 Kerzen (oftmals 2 Tageskerzen) vollständig hinter dem überwundenen Widerstand oder Unterstützung geschlossen haben (2-Kerzen-Regel). Ab wann ein Durchbruch signifikant ist, muss jeder für sich selbst entscheiden und da spielt auch die Erfahrung eine große Rolle. Nach einer gewissen Zeit bekommt man ein Gespür für die Märkte und man gewinnt mehr Gewissheit.
 
Dieses Wissen kann man nun nutzen, um seine Stop-Loss zu setzen, Position zu erweitern oder neue Positionen zu eröffnen oder zu schließen. Befindet man sich zum Beispiel in einem Aufwärtstrend, dann verkauft man knapp unter einem Widerstand beziehungsweise kauft knapp über einem Widerstand, falls er durchbrochen wird und sich der Trend fortsetzt. An Unterstützungslinien kauft man knapp darüber und setzt sein Stop-Loss knapp darunter, dass falls der Trend sich doch umkehren sollte, die Verluste begrenzt werden.

Umkehrpunkt:

Ein Umkehrpunkt ist der Moment, wo der Kurs plötzlich in eine andere Richtung geht. Meistens analysiert man dabei den Tages-, Wochen- oder Monatschart. Ein Umkehrtag zeichnet sich zum Beispiel dadurch aus, dass ein neuer Tiefpunkt während des Tages erreicht wird, der Kurs aber höher schließt. Daran angeknüpft ist ein deutliches höheres Volumen zu diesem Zeitpunkt als üblich, ein sogenanntes „Selling Climax“. Das Gleiche gilt an Hochpunkten. Je höher das Volumen und je größer das Zeitfenster, desto signifikanter ist der Umkehrpunkt. Der Hintergrund ist der, das durch das hohe Verkaufsvolumen es kaum noch Verkäufer im Markt gibt und so ein Vakuum entsteht, dass von Käufern gefüllt wird. Ein ähnliches Muster wird später im unter den „Candlestick Formationen“ besprochen.

In der Chartanalyse gibt es eine Vielzahl von Software und Algorithmen, die automatisch Trends erkennen können. Teilweise zeichnen diese Programme auch Trendlinien ein und geben eine fertige Chartanalyse aus.

Das Zeichnen von Trendlinien ist ziemlich einfach, sofern man verstanden hat, wie Trends funktionieren. Beim Zeichnen von Trendlinien werden möglichst viele Tief- oder Hochpunkte miteinander in einer Linie verbunden.

Kurslücken:

Kurslücken sind Bereiche, die sozusagen „übersprungen“ wurden und wo kein Handel stattgefunden hat. Es kursiert die Regel, dass solche Lücken immer geschlossen werden, also das der Kurs wieder dorthin zurückkehrt. Das kann man jedoch nicht pauschal sagen. Es gibt 3 verschiedene Arten von Kurslücken:

Die Ausbruchslücke (breakaway gap) erscheint am Ende von wichtigen Chartformationen (meistens Top- oder Bodenformationen) und zeigt den Beginn einer wichtigen Marktbewegung an. Mit dieser Kurslücke gehen hohe Umsätze einher. Je höher die Umsätze, desto unwahrscheinlicher ist es, dass die Lücke geschlossen wird.
 
Die Fortsetzungslücke (measuring gap) taucht mitten in einem Trend auf und ist in einem Aufwärtstrend ein positives Zeichen, in einem Abwärtstrend ein Zeichen von Marktschwäche. Da sie meistens in der Mitte eines Trends auftaucht, wird sie auch als „messende Lücke“ bezeichnet.
 
Die Erschöpfungslücke (exhaustion gap) taucht, wie der Name schon sagt, am Ende eines Trends auf und ist ein Zeichen von Schwäche. Nach der Erschöpfungslücke bildet sich meistens eine Umkehrformation aus, die daraufhin von einer neuen Ausbruchslücke in die andere Richtung bestätigt wird.
Chartanalyse Lernfortschritt Anfänger:
Trends und Trendlinien 30%