KGV-Rechner: Bewertungskennzahlen im Zeitalter des Hyper‑Wachstums
Anleger*innen stehen heute vor einer paradoxen Situation: Während sich die Gewinne vieler Tech‑Unternehmen noch in überschaubaren Dimensionen bewegen, schießen ihre Börsenbewertungen in astronomische Höhen. Das Kurs‑Gewinn‑Verhältnis (KGV), eine der ältesten und beliebtesten Kennzahlen der Fundamentalanalyse, signalisiert bei solchen Titeln häufig eine Überbewertung. Gleichzeitig beleuchten Analysten das meist zweistellige Umsatzwachstum und argumentieren, dass traditionelle Multiplikatoren den „wahren“ Wert nicht erfassen.
Hier setzt unser neuer KGV‑Rechner an – ein Web‑Tool, das auf Basis des aktuellen KGVs und einer realistischen Annahme zum Umsatzwachstum künftig erwartbare KGV‑Spannen simuliert. In diesem Artikel erklären wir nicht nur, wie das Tool funktioniert, sondern auch, warum das Zusammenspiel von KGV und Umsatzwachstum eine schärfere Linse für die Bewertung von Wachstumsaktien darstellt als jede Kennzahl für sich alleine.
KGV‑Rechner
| Jahr | KGV |
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Der KGV‑Rechner: Funktionsweise und Annahmen
Unser KGV‑Rechner verknüpft die eingangs erläuterten Konzepte in einem schlanken Widget, das du auf jeder WordPress‑Seite einbinden kannst.
Aktuelles KGV eingeben: Beispiel 30.
Umsatzwachstum (p.a.) definieren: Beispiel 25 %.
Projektionshorizont wählen: Standardmäßig 5 Jahre.
KGV berechnen: Das Tool nimmt vereinfachend an, dass Gewinnwachstum ≈ Umsatzwachstum und der Aktienkurs konstant bleibt. Daraus resultiert ein KGV, das in gleichen Schritten fällt, weil der Nenner (Gewinn) steigt.
Beispiel: Ein heutiges KGV von 30 schrumpft bei 25 % Gewinnwachstum jährlich nach fünf Jahren rechnerisch auf knapp 10, sofern der Aktienkurs sich nicht verändert.
Das KGV: Klassiker mit blinden Flecken
Definition und Berechnung
Das KGV setzt den aktuellen Aktienkurs (Price) ins Verhältnis zum Gewinn je Aktie (Earnings per Share, EPS):
KGV = Aktienkurs / Gewinn je AktieHistorisch gilt ein KGV von 10 bis 15 als „fair“, <10 als „günstig“ und Werte über 20 als „teuer“. Doch diese Faustformel entstand in einer Zeit langsamerer technologischer Disruption, geringerer Margenschwankungen und relativ stabiler Zinsstrukturen. Moderne Geschäftsmodelle – Software‑as‑a‑Service, Plattformökonomien, Abo‑Strukturen – verändern das Bild drastisch.
Grenzen des KGV
Gewinnvolatilität: Frühphasen‑Unternehmen reinvestieren stark in Wachstum. Buchhalterische Gewinne sind deshalb niedriger, als die operative Cash‑Generierung vermuten lässt.
Bilanztricks: Aktienbasierte Vergütung verwässert den Gewinn pro Aktie. IFRS vs. GAAP kann das Ergebnis zusätzlich verzerren.
Zinsregime: Ein Umfeld niedriger Zinsen rechtfertigt höhere Bewertungsmultiplikatoren, weil künftige Gewinne weniger stark abdiskontiert werden.
Kurzum: Ein statischer KGV‑Wert beleuchtet nur einen sehr kleinen Ausschnitt des Ganzen.
Umsatzwachstum: Der Pulsschlag jedes Wachstumsunternehmens
Warum Umsatz häufig der Vorläufer des Gewinns ist
Unternehmen mit hohem, planbarem Umsatzwachstum besitzen enorme operative Hebel. Sobald Fixkosten gedeckt sind, verwandelt sich jeder zusätzliche Umsatzdollar überdurchschnittlich stark in Gewinn (Stichwort Operating Leverage). Wer den kommenden Gewinn abschätzen will, sollte also zunächst das Umsatzwachstum verstehen.
Brutto‑ vs. Netto‑Retention
Gerade im SaaS‑Bereich steigt der Umsatz oft nicht nur durch Neukunden, sondern durch sogenannte Net Revenue Expansion (Up‑/Cross‑Selling). Ein Umsatzwachstum von 30 % kann also ohne großen Mehraufwand im Vertrieb erzielt werden – und damit noch gewinnhebelnder sein.
Hohe Bewertungen gerechtfertigt? Die PEG‑Logik
Peter Lynch popularisierte in den 1980ern den PEG‑Ratio:
PEG = KGV / Gewinnwachstum (in %)Ein PEG nahe 1 deutet auf faire Bewertung hin. Doch das Gewinnwachstum ist schwerer zu prognostizieren als das Umsatzwachstum – gerade, wenn Geschäftsmodelle Profitabilität bewusst vertagen. Deshalb verlagern immer mehr Analysten die Diskussion auf Revenue‑Multiples (EV/Sales) oder kombinieren KGV mit Umsatzwachstum, um einen forward‑looking KGV‑Korridor abzuleiten.
Psychologische Fallstricke: Warum wir „hohe“ KGVs überschätzen
Ankerheuristik: Wir vergleichen unbewusst das KGV mit klassischen Industrietiteln wie Telekommunikation oder Banken, die naturgemäß niedrigere Multiples haben.
Regressions‑Illusion: Wir erwarten, dass überdurchschnittliche Wachstumstreiber zwangsläufig auf Durchschnitt zurückfallen – das muss nicht kurzfristig geschehen.
Verfügbarkeitsbias: Medienberichte über Blasen verdecken die vielzähligen Fälle, in denen hohe Multiples gerechtfertigt waren (Amazon, Adobe, NVIDIA, etc.).
Alternativen und Ergänzungen zum KGV‑Rechner
| Kennzahl | Fokus | Vorteil | Nachteil |
| PEG | Gewinn & Wachstum | Einfach, beliebt | Gewinnprognose unsicher |
| EV/Sales | Umsatz | Stabil im Frühstadium | Vernachlässigt Profitabilität |
| DCF | Cashflows | Theoretisch präzise | Hoher Modellierungsaufwand |
| Rule of 40 | SaaS‑Branche | Kombiniert Wachstum & Marge | Branchen‑spezifisch |
Der KGV‑Rechner ersetzt also kein vollumfängliches Bewertungsmodell, sondern liefert den „Quick‑Check“: Ist das hohe KGV wirklich so bedrohlich, oder relativiert sich die Zahl, wenn man Wachstum einpreist?
Best Practices für realistische Eingaben
Top‑Line vs. Bottom‑Line Divergenz: Prüfe, ob Margen stabil bleiben. Bei stark steigenden Betriebskosten droht die Gleichsetzung von Gewinn‑ und Umsatzwachstum fehlzuschlagen.
Branchen‑Peers: Vergleiche das Umsatzwachstum mit Wettbewerbern. Überdurchschnittliche Raten sind selten auf Dauer haltbar.
Makro‑Check: Zinsen, Inflation und Wechselkurse können die Kapitalisierungskosten verändern und somit das „faire“ KGV verschieben.
FAQ: KGV-Rechner
Muss ich stets dieselbe Wachstumsrate ansetzen?
Nein. Eine mehrstufige Projektion (z. B. 30 % für zwei Jahre, dann 20 %) bildet die Realität besser ab. Der Rechner unterstützt derzeit eine einheitliche Rate, bietet dafür aber schnellen Überblick.
Was, wenn das Unternehmen Verluste schreibt?
Dann ist das KGV nicht definiert. Nutze stattdessen Umsatz‑Multiples oder warte, bis ein positiver Gewinn vorliegt.
Unterscheidet sich das Tool von einem PEG‑Rechner?
Ja. Unser Rechner zeigt den Zeitverlauf des KGVs, statt einen statischen PEG‑Quotienten zu bilden.
Fazit: Wachstum relativiert Bewertung – aber nicht um jeden Preis
Der KGV‑Projektor führt vor Augen, wie schnell hohe Bewertungsmultiples abschmelzen können, wenn Unternehmen ihr Wachstumstempo halten. Er erinnert uns zugleich daran, dass Qualität (Preissetzungsmacht, Margenstabilität, Netzwerkeffekte) und Realismus bei den Annahmen unverzichtbar bleiben. Setze den Rechner als Startpunkt ein, kombiniere ihn mit qualitativer Analyse und behalte immer die makroökonomischen Rahmenbedingungen im Blick.
Merksatz: Ein hohes KGV ist kein Todesurteil, sofern das Umsatzwachstum lebendig genug ist, um es zu rechtfertigen.
Damit bist du bestens gerüstet, Wachstums‑ und Bewertungsdynamiken in Einklang zu bringen – viel Erfolg bei deinen Investment‑Entscheidungen!