Die 10 wichtigsten Kennzahlen von Aktien, die jeder kennen sollte

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Kennzahlen aus der Bilanz für die Fundamentalanalyse

Wie finde ich eine gute Aktie?

Für Anleger gibt es unfassbar viele Möglichkeiten ihr Geld anzulegen. In diesem Heuhaufen der ganzen Aktien die Guten herauszufinden erscheint deshalb auf den ersten Blick mühsam und schwierig. Dabei muss man nicht Wirtschaftswissenschaften studiert haben, um ein Aktienunternehmen zu analysieren und unter die Lupe nehmen zu können. Alle Daten, die man braucht, werden jedes Quartal von den Unternehmen veröffentlicht und sind für alle einsehbar. In den Bilanzen stehen alle relevanten Kennzahlen, die wir für unsere Fundamentalanalyse brauchen. Eine Bilanz erscheint für den Laien für das Erste sehr verwirrend. Dabei ist es nur wichtig zu wissen, welche Kennzahlen man sich anschauen muss und welche man getrost überlesen kann. Um ein gutes und sicheres Investment zu tätigen sollte sich jeder mit den Fundamentaldaten des Unternehmens auseinandersetzen. Blind Aktien zu kaufen, über die man im Internet gelesen hat, ist bestimmt die schlechteste Entscheidung, die man treffen kann. Nur wer Zeit in die Recherche steckt, macht den entscheidenden Unterschied zwischen Glücksspiel und Investment! 

Im Folgenden stelle ich nun die wichtigsten Aktien-Kennzahlen vor und erkläre welche Informationen sie liefern:
 

1. Marktkapitalisierung

Die Marktkapitalisierung ist eine wichtige Kennzahl und bildet die Basis der Fundamentalanalyse. Sie gibt an, wie viel das Unternehmen wirklich wert ist. Die Berechnung der Marktkapitalisierung erfolgt aus dem Produkt der Anzahl der Aktien mit dem aktuellen Aktienkurs. Die Marktkapitalisierung macht der Unternehmenswert greifbar in einer Zahl, die wir mit anderen, vergleichbaren Unternehmen aus der Branche vergleichen können und so unsere ersten Schlüsse ziehen können, ob die Aktie teuer oder günstig ist im Vergleich zu Branchenpartnern. Ändert sich der Preis der Aktien, so ändert sich im gleichen Rahmen auch die Marktkapitalisierung und damit der Börsenwert des Unternehmens.

2. Umsatz

Der Umsatz ist ein wichtiger Faktor, aber er alleine hat noch keine große Aussagekraft wie gut ein Unternehmen wirtschaftet. Auch der beste Umsatz ist wertlos, wenn auf Dauer keine Gewinne erwirtschaftetet werden. Der Umsatz gibt also an, wie viel das Unternehmen durch den reinen Verkauf einnimmt, ohne die Kosten abzuziehen. Mit dem Umsatz kann man auch sehen, wie viel das Unternehmen vom Gesamtmarkt einnimmt, also welchen Marktanteil das Unternehmen hat. Hohe Umsätze und vor allem ein gutes Umsatzwachstum sind wichtige Kennzahlen, die beurteilen wie das Unternehmen im Markt ankommt und welche Position es hat. Der Umsatz bildet die Grundlage für die Berechnung des Gewinns.

3. Gewinn, EBITDA, EBIT und Umsatzrendite

Der Gewinn gibt direkte Informationen über die Profitabilität eines Unternehmens. Der Gewinn setzt sich aus dem Umsatz zusammen und den gesamten Kosten, die während der Produktion und darüber hinaus anfallen. Für den Gewinn gibt es drei verschiedene Fachbegriffe. 

Das EBITDA ist der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; also Umsatz minus die Produktionskosten (Material, Löhne, etc.). 
 
Das EBIT ist der Gewinn vor Zinsen und Steuern. Es ist quasi das EBITDA, dass aber noch die Abschreibungen zusätzlich zu den Produktionskosten vom Umsatz abzieht. Das was dann am Ende des Jahres übrig bleibt, der reine Gewinn, nennt sich Jahresüberschuss. 
Teilt man den Jahresüberschuss durch den Umsatz so erhält man die Umsatzrentabilität. Die Umsatzrentabilität, oder auch Umsatzrendite genannt, sagt aus, wie viel Gewinn mit 1 € Umsatz erwirtschaftet wird. Je größer die Umsatzrentabilität, desto produktiver ist das Unternehmen. Je höher die Umsatzrentabilität, desto besser! Wie auch beim Umsatz ist ein stetiges Gewinnwachstum sehr gut für den künftigen Aktienkurs. Denn je höher die Umsatzrendite, desto geringer die Kosten, desto mehr Geld bleibt für Investitionen und Wachstum und damit steigt auch das Kurspotential. Da man nicht pauschal sagen kann, ab wann eine Umsatzrendite gut ist, sollte man diese immer im Vergleich zu den Mitbewerbern sehen und beurteilen.
UMsatzrendite

4. Eigenkapitalquote, Eigenkapitalrendite und Verschuldungsgrad

Eigenkapital ist das Reinvermögen des Unternehmens, also dass was das Unternehmen selbst besitzt und nicht an Dritte zurückgezahlt werden muss. Das Eigenkapital entsteht durch die Gewinne, Besitztümer von Gebäuden und dem eingenommenen Kapital aus Aktienemissionen. Ein Aktionär ist also ein Eigenkapitalgeber. Fremdkapital im Gegensatz dazu sind Verbindlichkeiten, oft festverzinste Kredite, die das Unternehmen von Geldgebern erhalten hat und irgendwann später wieder zurückzahlen muss. Die Eigenkapitalquote ist das Verhältnis von Eigenkapital zum Gesamtkapital. Eine hohe Eigenkapitalquote bedeutet, dass ein Unternehmen wenig Schulden und Verbindlichkeiten hat. Die Eigenkapitalquote hat direkten Einfluss auf die Kreditwürdigkeit, was für große Investitionen, die über neues Fremdkapital finanziert werden sollen, von großer Bedeutung ist. Auch für die Krisenfestigkeit ist eine hohe Eigenkapitalquote von Vorteil.
Die Eigenkapitalrendite (Englisch: Return of Equity) ist das EBIT geteilt durch das Eigenkapital. Diese Kennzahl gibt an, wie sich das Eigenkapital über das Geschäftsjahr verzinst und vermehrt hat. Eine niedrige Eigenkapitalrendite ist ein Warnsignal für unrentabel gebundenes Kapital, also Kapital, dass kein Gewinn erwirtschaftet und quasi „tot“ ist. Zusammen mit anderen Kennzahlen kann es auf eine Überbewertung des Unternehmens hindeuten und eine Korrektur der Bewertung erahnen lassen.
Eigenkapitalrendite

Der Verschuldungsgrad ist das Verhältnis von Fremdkapital zu Eigenkapital. Je höher der Verschuldungsgrad desto mehr Fremdkapital steckt im Unternehmen. Viel Fremdkapital bedeutet gleichzeitig einen erhöhten Zinsaufwand, was sich negativ auf den Gewinn auswirkt und somit auch andere Kennzahlen beeinflusst wie Jahresüberschuss oder Umsatzrendite. Mehr Fremdkapital bedeutet für den Eigenkapitalgeber auch ein höheres Verlustrisiko, sollte das Unternehmen man in Schieflage geraten.

Verschuldungsgrad

5. Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV)

Das KGV ist vielen aus dem Bereich des Value-Investing bekannt und ist dort eine der wichtigsten Kennzahlen zur Bewertung eines Unternehmens. Es berechnet sich aus dem Kurs einer Aktie geteilt durch den Gewinn je Aktie. Haben wir zum Beispiel einen Kurs von 20 € und einen Gewinn von 2 € je Aktie, haben wir einen KGV von 10. Das ist gleichbedeutend als dass es 10 Jahre dauern würde, bis das Unternehmen seine Marktkapitalisierung durch den Gewinn erwirtschaftet hat. Heutzutage gilt ein KGV von 12 bis 25 als normal. Alles unter 12 ist günstig bewertet und somit kaufenswert, alles über 25 ist hoch bewertet. Zur Veranschaulichung: Der historische KGV-Durchschnitt der DAX-Konzerne liegt bei 14, nach der Finanzkrise Ende 2008 sogar unter 10. Es ist jedoch dringend ratsam nicht nur den KGV für die Investitionsentscheidung heranzuziehen, da ein günstiges Unternehmen nicht gleichzeitig ein gutes Unternehmen sein muss!
KGV Kurs-Gewinn-Verhältniss

6. Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV)

Das KUV berechnet sich nach der gleichen Methode wie das KGV, nämlich aus dem Kurs der Aktie geteilt durch den Umsatz je Aktie. Das KUV wird vor allem dann verwendet, wenn Unternehmen noch keinen Gewinn erzielen. Besonders bei jungen Unternehmen oder Unternehmen, die die Kehrtwende aus einer Krise genommen haben wird eher das KUV als Bewertungskriterium herangezogen, da es zu dem Zeitpunkt eine bessere Aussagekraft hat. Generell sollte aber möglichst das KGV verwendet werden, da das KUV die Profitabilität des Unternehmens nicht berücksichtigt. Während der Dotcom-Blase wurden teilweise exorbitant hohe Bewertungen mit dem KUV begründet. Wie es sich herausgestellt hat, ging das nicht lange gut!
KUV Kurs-Umsatz-Verhältnis

7. Kurs-Cash-Flow-Verhältnis (KCV)

Das KCV ist das Verhältnis von Kurs je Aktie durch Cash-Flow je Aktie und ist eine Kennzahl, die die Liquidität eines Unternehmens widerspiegelt. Das KCV wird gerne verwendet, wenn das KGV aufgrund von Verlusten nicht anwendbar ist. Je niedriger das KCV ist, desto günstiger ist eine Aktie bewertet, da sie eine hohe Liquidität aufweist.
KCV Kurs-Cashflow-Verhältnis

8. Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV)

Das KBV ist das Verhältnis von Kurs je Aktie zu Buchwert je Aktie ist eine substanzielle Kennzahl. Der Buchwert eines Unternehmens ist die Bilanz von Vermögens- und Schuldteilen. Nach der Theorie des Value-Investing ist ein niedriger KBV ein Merkmal eines günstig bewerteten Unternehmens. Nicht repräsentativ ist das KBV allerdings bei Beteiligungs- oder Immobiliengesellschaften, da dass KBV deren stille Lasten und Reserven nicht berücksichtigt und somit den Wert des KBV verfälscht.
KBV Kurs-Buchwert-Verhältnis

9. Dividendenrendite

Die Dividendenrendite ist das Verhältnis von Dividende zu Aktienkurs und ist besonders für Investoren interessant, die die Dividendenstrategie anwenden. Eine hohe Dividendenrendite bedeutet für den Aktionär eine hohe „Verzinsung“ seiner Investition. Ab wann eine Dividendenrendite als gut befunden wird ist sehr subjektiv und legt jeder für sich selbst fest. Dividendenrenditen über 10 % sind eher Ausnahmen und entstehen oft durch plötzliche Kursrutsche oder starke Dividendenanhebungen. Die Dividendenrendite ist lediglich eine Momentaufnahme und hat keine Aussage über zukünftige Dividendenzahlungen des Unternehmens.
 

10. Zinsdeckungsgrad

Der Zinsdeckungsgrad ist das EBIT geteilt durch den Zinsaufwand für alle fremden Verbindlichkeiten. Ein niedriger Zinsdeckungsgrad lässt sich auf eine hohe Verschuldung zurückführen und bedeutet negative Auswirkungen auf Gewinn und Liquidität. Ein Zinsdeckungsgrad kleiner als 1 ist besonders kritisch, da anfallenden Zinsen für das Fremdkapital nicht mit dem operativen Geschäft erwirtschaftet werden, was nicht nachhaltig ist.
Zinsdeckungsgrad

Wie setze ich die Kennzahlen ein, um eine Kaufentscheidung für eine Aktie zu treffen?

Wie bereits erwähnt korrelieren einige Kennzahlen miteinander, wie zum Beispiel Verschuldungsgrad und Umsatzrendite. Generell sollte man bei der Fundamentalanalyse sich nie auf einzelne Kennzahlen verlassen, da diese nicht das ganze Bild darstellt und trügerisch sein kann. Man sollte sich alle oben genannten Kennzahlen anschauen und sich aus ihnen ein Gesamtbild anfertigen. Die Gesamtheit der Kennzahl gibt einen Überblick, wie riskant ein Investment in ein Unternehmen ist. Da dies aber subjektiv ist und von der Risikobereitschaft des Investors abhängt, muss jeder für sich selber entscheiden, ob eine Aktie zum Kauf geeignet ist oder eher nicht. Um eine gute Aussagekraft zu erhalten und Aktien besser vergleichen zu können sollte man immer nur ähnliche Unternehmen vergleichen. Es ist also repräsentativer, Unternehmen innerhalb einer Branche, zum Beispiel der Pharma-Branche, zu analysieren und untereinander die Kennzahlen zu vergleichen. Manche Kennzahlen sind branchenspezifisch, zum Beispiel weil manche Branchen kapitalintensiver sind. Steht die eigene Fundamentalanalyse gilt es dann den richtigen Einstiegszeitpunkt zu finden, beziehungsweise Preislevel für Stop-Loss und Gewinnmitnahmen. Dafür eignet sich dann die technische Analyse.
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